11.oktober 2018

Ich habe nun also Barcelona hinter mir gelassen. Ohne Navi wäre das wohl kaum möglich gewesen. Ich brauchte drei Tage bis ich endlich eine Buchhandlung mit guten Karten gefunden hatte.
2700km habe ich bereits auf dem Tacho, wobei der erst Teil nach Tarragona und dann dem Meer nach südwärts führte, und ich langsam wieder in die Berge kam.
Doch auch die Berge enden und ich finde mich wieder in einer Landschaft, die aus nichts anderem als trockenen Feldern, Olivenbäumen und Mandelbäumen besteht. Es ist flach, jedoch immer mit leichtem Anstieg, so dass man das Gefühl hat seine Leistung nicht bringen zu können.
Es fordert mich psychisch heraus und somit auch körperlich. In einer Gegend die endlos und total vertrocknet scheint, wo es keine Deckung gibt, weder vor der Sonne, noch für das Zelt und sich das Auge nirgendwo am grün erfreuen kann, kämpfe ich mich durch die Landschaft.
Die Musik vom Handy hilft ein wenig, hauptsächlich Rock und Rockn'roll und Rock, aber auch nicht auf Dauer. So langsam schaffe ich es aber meinen Lebensrhytmus dem Fahrrad anzupassen. Am morgen fülle ich wenn immer alle Lebensmittel und das Wasser auf, wenn ich müde und hungrig bin mache ich eine lange Pause. Ich brauchte lange um zu begreifen das Pausen keine verlorene Zeit sind, sondern ich habe gelernt mir auch mal einen Kaffee zu gönnen, auch wenn ich noch 60 km mehr fahren muss.
Plötzlich finde ich mich auf 1300 Höhenmetern wieder, auf der N 211 und über Nacht fällt die Temperatur von 30 auf 7 Grad. Im Schlafsack lässt sich das aushalten, aber Morgens mit klammen Fingern Pässe runterfahren ist nicht schön. Aufwärts kann man sich wenigstens wärmen.
Aber umso weiter westlich umso wärmer wirds wieder bis 20 grad und als ich das gebirge hinter mir lasse finde ich mich in einer riesigen prairie wieder, längst abgeerntete Felder, vertrocknete Sonnenblumenfelder, manchmal ei Hirte mit seinen Schafen.
Ich erinnere mich an eine Nacht, ich hatte meine Zelt in der nähe eines Baches aufgeschlagen und darin gebadet (10grad aussentemp) und dabei die Wildschweinspuren zu spät gesehen.
Ich hatte sogar die Küche in einen Baum gehängt, zur Sicherheit. Feuermachen ist nicht in einem trockenen Wald.
Vor lauter Angst konnte ich nicht schlafen , ich war bei jedem Geräusch hellwach. Und es kamen Wildschweine. Ich klammerte mich an meinen Pfefferspray. Aber sie kamen den Geräuschen nach, nicht näher als 20 Meter ans Zelt. Was war ich froh die Sonne am Morgen zu sehen.
Ich habs schließlich bis Madrid gescjafft und zufällig ist morgen Nationalfeiertag. Mal sehen was passiert.
Mein Fazit für Spanien bisher:
Ein hartes Land für Radfahrer und für Menschen, trocken und weit. Die Siesta nervt, ist sie doch genau gegen meinen Fahrtrhytmus.
Aber die Spanier sind gute Leute, mal hält einer einfach an und erklärt mir den Weg, mal drückt mir eine Frau einfach Tomaten in die Hand und macht damit meinen Tag wieder fröhlich,usw. Oder der Barbesitzer, der mir nicht nur das Bier spendiert, sondern mir extra noch die route nach Madrid und eine Möglichkeit zum Wildcampen raussucht.
Und Spanier fahren sehr gut und respektvoll Auto! Ausser in Madrid. Jeder LKW Fahrer würde lieber einen Totalschaden riskieren als den Radfahrer mit zu wenig Abstand zu überholen.
An Sehenswürdigkeiten haut mich Madrid nicht so um und leider war die Paella die ich hatte auch nicht so doll. Touristenfutter halt. Dafür habe ich das Defilee der spanischen Armee verpasst.
Immerhin konnte ich einige Ersatzteile und Karten besorgen.
Ich lerne im Hostel tolle Leute kennen. Einige fahren sogar als nächstes nach Marokko, so dass ich dort ein wenig Tipps zum Land bekommen kann.
Und abends gönne ich mir wenigstens ein paar Bier.
Aber um die Stadt wirklich kennen zu lernen brauche ich mehr Zeit. Aber ich bin dann wiederum froh, wieder auf der Straße zu sein.