Dienstag 23. Oktober 2018

Von Madrid nach Sevilla
Es war nicht einfach aus Madrid herauszukommen. Um die Autobahn zu vermeiden musste ich 10km Schotterstrasse fahren.
Doch schließlich schaffte ich an diesem Tag immerhin 60km.
Am nächsten Tag war mein Ziel eigentlich Talavera de la Reina.
Doch der Gegenwind den ganzen Tag und Wolken kündigten einen Sturm an. Als ich mittags dann in einem Cafe das Wetter checkte, kam der Schock. Ein Hurrikan kam genau auf mich zu

Ich entschied mich nur halb so lange zu fahren und der Kellner half mir sogar ein Hostel anzurufen und zu reservieren. Ich wollte wirklich nicht draußen sein in einem Hurrikan.
Sofort machte ich mich auf den Weg nach Malpica de Tajo.
Dort angekommen checkte ich erstmal das Wetter. Ich staunte nicht schlecht. Die Warnungen waren verschwunden,das Wetter wieder schön, der Wind weg.
Mist, hätte ich mir das Geld für das Hostel sparen können.
Am nächsten Tag start bei Sonnenschein. Aber nicht lange. Ab Mittag fängts an zu regnen. Zum Glück hält meine Regenkleidung.
Auf der N 502 komme ich dann aus dem Regen raus. Die Landschaft der Extremadura, durch die ich fahre bietet nicht viel mehr als brache Felder, Olivenbäume und Korkeichen.

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Das ändert sich erst in Castilblanco, als es in die Berge geht. Hier gibt es endlich ein paar grosse Laubbäume. Doch nicht für lange. Wieder kommt eine trockene Landschaft mit Olivenbäumen soweit das Auge reicht. Ein Erbe der Römer, wie ich später erfahren sollte.
Der Embalse de Orellana_Staudamm ist hübsch aber es scheint viel Wasser zu fehlen.

Einen Zeltplatz zu finden war bisher schon schwierig genug. Alles was Bäume hat ist eingezäunt und fast nirgendwo gibt es einen Sichtschutz. Alles schein eine einzige Plantage zu sein.

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Auf dem Weg von Campanario nach Azuaga findet dies den Höhepunkt. Es regnet schon den ganzen Tag. Ich friere. Der Regen scheint mich bei jeder kleinen Pause einzuholen. Selbst die kleinen, lichten Wälder sind eingezäunt. Es ist bereits 1830. Hinter mir ist es pechschwarz. Ab und zu ein Blitz. Vor mir nur platte Landschaft. Abgeerntete Felder, ein paar Schäunen die abgesperrt sind, ein paar Bauernhöfe weit weg von der Straße. Der einzige Baum steht an der Straße. Das Lichtspiel in diesem Gewitter ist genial. Doch ich habe noch zehn Kilometer zu fahren und es ist gleich dunkel. Und ich weiss nicht ob es im nächsten Ort überhaupt eine Unterkunft gibt. Ich sehe dann neben der Straße ein paar Farmarbeiter. Ich fahre auf sie zu und frage sie mit meinem wenigen Spanisch ob ich in der Scheune übernachten kann. Fehlanzeige ;zu gefährlich sagen sie. Also weiterfahren. Was nun? Sie sagen was vom einem Campingplatz aber der ist noch 10km weit weg. Weiterfahren. Dort kommt ein Wald. Nix da! Alles abgesperrt. Also weiter,gleich ist es dunkel.
Plötzlich hält ein Pickup neben mir. Einer der Farmarbeiter den ich vorher nicht gesehen hatte. Für einen Bruchteil einer Sekunde überlege ich ob es moralisch vertretbar ist nicht alles mit dem Fahrrad zu fahren. Fuck off! Nicht in diesem Augenblick!
In seinem Auto fragt er mich wo ich übernachten will. Ich frage nach dem Zeltplatz. Geschlossen meint er. Er spricht sehr wenig englisch. Aber wir verstehen uns ein wenig. Schließlich und zu meiner grossen Freude lädt er mich zu sich nach Hause ein.
Dort bekomme ich eine Dusche, genug zu essen, super Gesellschaft in Form von Jose Louis Eltern und seiner Freundin Yasmina, die mich wie einen alten Freund behandeln.
Otto ist dann auch herzlich willkommen und ich erzähle mit Hilfe von Google Übersetzer meine Geschichte.
Ich bekomme ein Zimmer im Gästezimmer. Und bin immer noch überwältigt von so viel Hilfe.
Am nächsten Tag gibts sogar noch Frühstück bei Jose und Yasmina. Sie macht mir sogar extra ein grosses Lunchpaket.
Leider habe ich ein Problem. Die spanische Post macht Ärger. Sie brauchen meine Daten, damit sie mein Päckchen nach Sevilla liefern können. Dazu brauche ich eine Dni_Nummer. Das Problem; die haben nur Eu_Bürger. Yasmina hat ihren freien Tag und hilft mir den ganzen Morgen, mit einer Engelsgeduld das Problem zu lösen. Sie fragt Freunde, am Schluss enden wir wieder bei der Post und schicken das Formular per Post. Ohne Dni dafür mit meiner Passnummer.
Schließlich sind wir dann wieder zurück im Haus von Jose, wo mir sein Vater noch 4 Würste auf das Fahrrad gelegt hat, und Jose ist plötzlich auch noch da. Er musste eine Batterie holen.
Ich verabschiede mich von den Beiden und fahre los. Wow. Ich weiss wirklich nicht wie ich diese Hilfe jemals erwidern kann. Mehr als ein Foto aus Afrika zu schicken kann ich im Moment nicht.
Jedenfalls glaube ich seitdem wieder an das Gute im Menschen. DANKE JOSE LOUIS, YASMINA UND FAMILIE!

In der Nacht vor Sevilla zwingt mich ein Gewitter und eine Warnung, vor bösen Leuten, auf dem Platz den ich ausgesucht hatte, in eine Herberge wo ich völlig durchnässt und frierend im Dunkeln ankomme und sehr herzlich aufgenommen werde.
Sie gehört zum Santiago Pilgerweg und liegt in Castilblanco de los Arroyos.
Während ich mit den Leuten spreche und auch die Bilder des Jakobsweges ansehe beginne ich zu verstehen warum man auf Pilgerreise geht. Es geht um den inneren Frieden, den auch ich langsam zu finden beginne.
Die Herberge ist gratis, aber Spenden kann man, soll man. Je nach dem wie zufrieden man war. Es gab Geschichten von Herbergen, wo man wie im Drive in bahndelt wird, oder die Leute ohne Pilgerausweis (ja das gibt es tatsächlich) zurück in den Regen geschickt wurden. Doch hier ist es mir eine grosszügige Spende wert. Ich wurde zwar morgens um 7 vom Kirchenchor ab Laptop geweckt, doch die Leute waren so freundlich und freundschaftlich dass es das nicht trüben sollte.

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In Sevilla im Hostel angekommen, nach Dusche, free walking tour und so warte ich nun darauf, dass ich mein Päckchen bekomme...
Sevilla. Die bisher schönste Stadt auf meiner Reise. Besonders Nachts offenbart sie ihren ganzen Charme und ihre Schönheit.
Doch genug der Worte. Hier lasse ich Bilder sprechen.

Diese findet ihr in der Galerie