Die Vorbereitung
Jetzt mal ein Thema, das man immer nur angeschnitten bei anderen Reisenden findet. Darum mache ich das gleich mal ein wenig ausführlicher. Ich brauchte ca 1,5 Jahre um meine Planung abzuschliessen, während ich nebenbei noch 50 Stunden Woche gearbeitet habe. Es gibt solche die brauchen nicht viel Vorbereitung und fahren einfach los, aber ganz so einfach ist es halt doch nicht.
Das Sammeln von Informationen
Zu fast jedem Afrikanischen Land habe ich inzwischen einen Reiseführer, doch es ist unmöglich diese alle durchzulesen, so dass ich mir nur immer die wichtigsten Informationen herausnehmen konnte.
Im Internet sind viele der Informationen gar nicht zu bekommen, darum arbeite ich meist mit Büchern.
Die Route
Ob meine geplante Route wirklich so gut ist, wird sich zeigen. Man braucht Leute vor Ort, die einem genauere Informationen liefern können.
Ich habe es jedenfalls so gemacht, dass ich mir die grössten Sicherheitsrisiken und die schönsten und interessantesten Orte ausgesucht habe und dann Land für Land eine Route zusammengelegt habe.
Wenn man vielen Leuten von seiner Idee erzählt, kennen plötzlich viele Leute noch Jemanden irgendwo, wo man vielleicht noch unterkommen könnte. -Die Erfahrung zeigt, dass man sich um Unterkunft in Afrika keine Sorgen machen muss. Man geht zum Dorfchef, fragt einfach die Leute und es wird einem so gut wie immer geholfen. Und in den grosse Städten gibt es Couchsurfing und Warmshowers. Da muss man sich eigentlich nie Sorgen machen.
Das Equipment
Für die Ausrüstung musste ich mir für jedes Teil überlegen, was ich genau will und was dann die Anforderungen erfüllen würde. So habe ich im Laufe der Zeit alles zusammen gesammelt, bis ich dann vor der Probefahrt nach Italien im Frühling fast alles beisammen hatte. Die meisten Sachen habe ich neu gekauft, der Gebrauchtmarkt ist da eher dürftig, vor allem da alte Sachen oft zu schwer sind. Was ich nicht bei den Händlern fand, bestellte ich einfach im Internet.
Aber ich habe auch alte Sachen von zu Hause dabei, zum Beispiel das Kochgeschirr oder dann musste meine alte Messertasche für mein Werkzeug herhalten. Man muss halt immer improvisieren können.
Was die Fahrradausrüstung wie Satteltaschen betrifft, arbeite ich mit Krapf-Velo in Bischoszell zusammen, der mir immer sehr geholfen hat, und der auch ein Teilsponsoring in Form von Rabatten und Sachspenden macht. Und 50% der Ausrüstung fliegt eh während der Tour wieder nach Hause.
Das Fahrrad
Erst dachte ich, ich könnte einfach mein Mountainbike für die Reise umrüsten, aber es wurde sehr schnell klar, dass das Velo den Anforderungen nicht genügen würde. Vorne hätte man ein Gebastel für die Satteltaschen anbringen müssen, die Gabel hätte ich nicht reparieren können, Scheibenbremsen halten salzige Küstenluft nicht aus. Auch der Lenker hätte mir auf Dauer Rückenschmerzen bereitet.
Zusammen mit Nuba, dem Senior Chef von Velo Krapf in Bischoszell, der schon mit meinem Onkel zusammen Rennen gefahren ist, suchten wir das Rad und die Komponenten aus. Da ich unbedingt einen Stahlrahmen wollte und es nur eine einzige Firma in der Schweiz gibt, die solche Räder herstellt, wandten wir uns an die Firma Aarios in Gretzenbach, mit all meinen Spezialwünschen.
Ich schaute dort dann auch selbst vorbei, um noch die letzten Details zu klären.
Aarios baut schon seit 1976 Fahrräder mit Stahlrahmen und schon viele Expeditionen mit dem Fahrrad wurden von dieser ausgerüstet. Entsprechend gross ist auch der Erfahrungsschatz der Firma.
So ziemlich die meisten meiner Ideen wurden über den Haufen geworfen, aber schlussendlich hatte der Chef, der mich persönlich beraten hatte, in allen Punkten recht.
So wurde es also ein „Aarios Expedition“, und ich muss sagen, auch wenn es im Vergleich mit einem Alurahmen teuer war, ist es jeden Rappen wert. Selbst unter Vollgepäck und schlimmsten Pisten, hält das Rad alles problemlos aus. Mehr dazu im Kapitel Probefahrt und „Mein Fahrrad“.
Versicherungen
Es gibt fast keine bezahlbaren Versicherungen, die überhaupt eine Reise von mehr als 3 Monaten versichern würden. Würde ich bei meiner schweizer Krankenkasse versichert bleiben, müsste ich mich privat versichern, was mich mindestens mein ganzes Jahresbudget von 8000 Franken kosten würde.
Es gibt nur zwei Anbieter im Internet, die überhaupt eine Langzeitauslandskrankenversicherung anbieten. Das eine ist Worldnomads, die ein wenig teurer ist und dann Statravel. Aber Vorsicht wenn man über die Schweizer Webseite von Statravel geht, dann kann man sich nur für 2 Jahre versichern und die Versicherung gilt auch nur für das, was die normale Krankenkasse nicht abdeckt. Man muss über die österreichische Seite den Vertrag abschliessen, dann kann man sich auch für fünf Jahre und mit vollem Versicherungsschutz versichern. Allerdings könnte es Probleme mit dem gemeldeten Wohnort geben. Darum habe ich mich bei Worldnomads versichert, die sind auf Langzeitreisende ausgelegt und sollen für den guten Service bekannt sein.
Eine anständige Fahrradversicherung, die auch bei Langzeitreisen im Ausland greift gibt es praktisch auch nicht. Ich habe mich jetzt bei der Mobiliar versichert, die mir während 2 Jahren sogar das Gepäck mitversichert versichert. Allerdings musste ich dafür noch eine Haftpflichtversicherung abschliessen.
Finanzen
Grundsätzlich ist alles doppelt so teuer, wie man eigentlich rechnet. Das Equipment, die Versicherungen, Webseite erstellen, Reiseführer, Karten etc. ist alles nicht billig, besonders wenn man in der Schweiz lebt.
Ich werde hier keine konkreten Zahlen nennen, um keine Diebe anzulocken, wer genaues wissen will, muss mich persönlich fragen. Aber ich kann ein paar Eckpunkte nennen.
Alles Geld, was ich in 2 Jahren zur Seite legen konnte, fliesst in dieses Projekt. Wenn am Schluss alles vor der Reise bezahlt ist, bleiben mir für die Reise während 2 Jahren gerade ein paar Franken pro Tag, mit denen ich auskommen muss.
Ausser den Rabatten beim Fahrradhändler habe ich bisher keine Sponsoren, es ist also alles selbst finanziert. Will man Sponsoren haben, muss man eine professionelle Webseite haben, mit vielen Clicks. Denn Extremreisen mit dem Fahrrad sind längst keine grosse Sache mehr für Sponsoren und nur was auch gute Werbung bringt, wird noch gesponsert. Und vor allem muss man erst einmal schon etwas vorweisen können, sonst muss man sich gar nicht erst um ein Sponsoring bemühen.
Training und Probefahrt
Eine Probefahrt ist sehr wichtig, es zeigt, welche Komponenten passen, was überflüssiger Ballast ist und was noch fehlt. Es gab nach meiner Probefahrt etliche Punkte, die ich ändern musste.
Vor allem wurde mir bewusst, dass mein Knie schlecht trainiert war, und ich zu schnell und zu hart angefangen habe, was mir Knieschmerzen bescherte. Ich war zwar zwei bis drei Mal pro Woche im Boxtraining, was mir eine gute Ausdauer und Regenerationsfähigkeit gab, da ich aber den ganzen Winter durch nicht Fahrrad gefahren bin, waren meine Beine nicht auf die Bewegung ausgelegt.
Darum fing ich dann nach der Probetour auch an mindestens zwei Mal pro Woche zu fahren mit immer mehr Gepäck und weiteren Strecken.
Sprachen
Sprachen sind das zweitwichtigste auf solchen Reisen. Da ich bereits sehr gut Englisch sprach, entschied ich mich noch Arabisch zu lernen. Am Anfang ist es sehr schwer, doch mit der Zeit wurde es für mich einfacher, da das Arabisch eine sehr logische Sprache ist. Ich ging extra in einen Kurs und mittlerweile kann ich mich auf Level A1-A2 verständigen, heisst also ich kann die Schrift lesen, mich vorstellen und nach einfachen Sachen fragen. أتكلم العربية قليلًا
Doch wichtiger ist eigentlich Französisch. Ich hörte mit dem Arabisch auf, vor allem weil es sehr verwirrend ist beide Sprachen gleichzeitig zu lernen. Es kam vor, dass ich einen Satz in Arabisch kannte, aber im Französisch, was ich eigentlich besser kann, keine Ahnung hatte.
Ich besuchte auch hier Kurse, doch es fällt mir irgendwie schwerer Französisch zu lernen.
Zum Glück habe ich eine gute Bekannte, die mit mir Konversation macht und die mir die Texte ins Französische übersetzt. Das ist wirklich Gold wert.
Visa
Es war verschwendete Zeit, zu versuchen Visa für Afrika mit dem Fahrrad im Voraus zu bekommen. Für Leute die über Land einreisen wollen, kann man in praktisch keinem Land das Visum im Voraus bekommen. Wenn die Länder nicht gerade Visumfrei sind, braucht man ein Einladungsschreiben, ein Flug und Rückflugticket, eine Hotelreservierung, mehrere Passbilder und noch viele bescheuerte Sachen mehr. Dazu kommt, dass afrikanische Visa meist bereits ab Ausstellungsdatum nur für drei Monate gültig sind, was es also für meine Zwecke unmöglich macht, eines im Voraus zu bekommen.
Mir bleibt also nur jeweils im vorangehenden Land eines bei der zuständigen Botschaft zu besorgen. Wenn ein Land dann nicht Visa on arrival anbietet.
Die Botschaften und Konsulate in der Schweiz sind auch nicht wirklich hilfreich. Die Webseiten und Emailadressen sind uralt und selbst bei denen die Webseite tatsächlich noch in gutem Zustand ist, antwortet Niemand auf die Emails. Am besten ist hierfür die I-OVerlander App.
Sicherheit
Afrika ist ein einziger roter Fleck auf der Sicherheitskarte und die meisten Regierungen raten einem ab auch nur daran zu denken nach Afrika zu gehen. Doch sehr viele der Informationen sind oft uralt und auch sehr übertrieben. Am schlimmsten ist da die Webseite des EDA, die offensichtlich seit mindestens 10 Jahren nicht mehr aktualisiert wurde. Liest man nämlich die Berichte von Reisenden durch oder fragt sie selbst, sind sehr viele der konfliktreichen Gebiete inzwischen wieder sicherer.
Das macht es oft schwierig die tatsächliche Lage objektiv zu beurteilen.
Itineris, die Plattform des EDA nützt erfahrungsgemäss gar nichts. Die zuverlässigsten Informationen findet man immer bei der Gouvernemt Seite des französischen Aussendepartements.
Medizin
Es ist eigentlich ganz einfach. Man vereinbart einen Termin mit seinem Hausarzt und der erzählt einem dann alles, was man wissen muss und was man alles braucht für so eine Reise. Naja nicht ganz alles. Wie man eine Wunde näht oder wie man aus Wasserreinigungstabletten eine Desinfektionslösung herstellt zeigt einem der Arzt nicht. Ich habe zwei gute Bücher zum Thema Medizin gelesen und ich bin froh, um das darin enthaltene Wissen. Das eine ist „Outdoor.- und Survivalmedizin“ von Johannes Vogel und das andere „Wo es keinen Arzt gibt“ von Reiseknowhow. Beide Bücher würde ich jedem Reisenden ans Herz legen, denn ich bin absolut sicher, dass ich dieses Wissen noch brauchen werde.