Schon früh mache ich mich auf den Weg. Ich habe mich bereits schon von Hans, den Mädels und Wolfgang verabschiedet und das Knie schmerzt auch nicht mehr so sehr. Ziemlich bald bin ich durch Bologna und erstaunlich schnell ist man im Grünen. Ich fahre erstmal paralell zur Hauptstrasse, bis die Strecke bergauf an einem Hang entlang führt. Es geht langsam ein wenig bergauf und plötzlich bin ich eher auf einer Wanderroute, als auf einem Fahrradweg.

Eine Abzweigung ist leider versperrt, wies halt die Italiener so machen. Immer erst am Hindernis anschreiben und nicht schon vorher. Ich versuche einen Weg weiter wieder runter auf die Strasse zu kommen. Böser Fehler, ganz böser Fehler. Der Weg wird immer enger, geht bergab durch eine Rille im Boden. Die Rille wird immer tiefer und links und rechts nur eine schmale, schlammige Kante. Ich kann schon lange nicht mehr zurück und kämpfe mich jetzt bergab über Felsen und neben Bäumen hindurch. Es kostet meine ganze Kraft gleichzeitig zu Bremsen und das Rad einigermassen in Position zu halten. Ich fluche und schwitze, eine Satteltasche reisst es runter und ich habe Mühe sie wieder zu befestigen, da ich auch gerade keine Lust habe das ganze Gepäck wieder aufzubinden. Ich bin scheissfroh, als ich unter mir den Weg sehe und schliesslich wieder auf Asphalt bin. Scheiss aufs Navi, ich fahre jetzt nur noch auf den Hauptstrassen.

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Leider scheint irgendwas am Rad zu schleifen, und es tritt sich jetzt auch schwerer. Aber ich habe Glück. es sind nur zwei grosse Dreckklumpen, die sich unter dem Schutzblech verfangen haben. Mein ganzes Reservewasser geht für eine dürftige Reinigung meiner Hose und der Bremsen drauf.

Dann geht es nach Süden. In einem kleinen Städtchen esse ich noch zu Mittag, und kann auch mein Wasser auffüllen, bis es dann auf den Appenin geht.

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Ich bin wieder guter Dinge und auch fit. Es geht immer leicht bergauf und wieder bergab, durch besiedeltes Gebiet, bis dann der Pass beginnt. Ich muss von 50 auf über 800 Höhenmeter, und je länger je steiler wird die Route. Und es fängt auch noch an zu regnen. Aber mir macht es irgendwie nichts aus. Ich habe gute Kleidung und liebe solche sportlichen Herausforderungen. Nur die zwei letzten Kilometer vor dem Höhepunkt ziehen sich endlos dahin. laut dem Navi sollte ich längst oben sein, doch es kommt immer wieder noch eine Steigung dazu.. Aber schliesslich schaffe ich es nach 4 Stunden. Abwärts muss ich eine Jacke anziehen, da es richtig kalt ist. Der ganze Weg nach Pistoia geht es praktisch nur abwärts. Jetzt bin ich in der Toskana. Die typischen Hügel, Olivenhaine und Zypressen lassen meine Stimmung ein wenig steigen.

Ich fahre weiter in Richtung Campingplatz, doch meine Energie ist langsam am Ende und da es immer ein wenig aufwärts geht, mache ich kaum Strecke. Am Schluss denke ich, dass jetzt endlich der Campingplatz zu sehen sein sollte, doch Fehlanzeige. Als endlich das Schild Belsitocamping auftaucht, bin ich froh. Aber oha, es zeigt nach oben nochmal von 50 auf 300 Höhenmeter hoch. Ich schaffe es nur noch schiebend den Berg hoch und auf dem Campingplatz komme ich völlig ausgepumpt und müde an. heute koche ich nicht, sondern esse im Campingrestaurant zu Abend.

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Am nächsten Tag geht es dann direkt nach Lucca. Es dauert einen Moment, bis ich vom Hügel hinunter finde. Das Navi will mich wieder einmal einen Wanderweg herunterlotsen, aber dann geht es nur noch geradeaus bis ich dann schliesslich bei meiner Schwester und meinem Schwager ankomme, die dort in einem Ferienhäuschen Urlaub machen.

Ich verbringe ein paar Tage mit ihnen. Wir sehen uns Lucca an, spielen zu Hause Karten, während mein Neffe (2) den Tisch abräumt, und ich kann auch endlich die Ausrüstung checken, waschen und die Kleidung waschen. Wir fahren auch nach Pisa, sie mit dem Auto, ich mit allem Gepäck, mit dem Fahrrad.

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Wir haben eine tolle Zeit, fahren auch nach Viareggio und mein Schwager lässt sich von mir auch gerne zeigen, was man mit einer Spiegelreflex alles machen kann.