Nach dieser stürmischen Nacht windet es noch immer. Natürlich aus der Richtung in die ich fahren will. Ich habe ein wenig Muskelkater, aber der vergeht relativ schnell wieder.

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Von Brunnen bis Altstätten

 

Die Route führt am Berg entlang, links von mir die Hauptstrasse und Tunnels, rechts von mir etwa hundert Meter weiter unten der Urnersee eingerahmt von schneebedeckten Bergen. Ich mache trotz Wind gut Fahrt und komme bald in Erstfeld an. Schon ab Altstätten bin ich kaum noch vorwärts gekommen, so dass ich beschliesse bereits hier mit dem Zug über den gesperrten Gotthard zu fahren.

Als ich so im Zug sitze und die wunderschöne Landschaft des Gotthardmassivs mit dem Zug durchfahre, denke ich mir, dass die Strecke durchaus in einem Tag zu schaffen gewesen wäre. Es ist schon seltsam, wenn man plötzlich erkennt, was für eine Anstrengung diese Strecke eigentlich ist, und wie schnell und einfach es vom Zug aus aussieht.

In Bellinzona steige ich dann aus. Hatte ich vorher schönes Wetter und Wind, ist es hier genau umgekehrt. Kein Wind, dafür aber Regen. Ich sehe mir kurz Bellinzonas Altstadt und die alten Festungsmauern an und fahre dann weiter, auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit.

Meine Regensachen sind nicht ganz dicht und ich muss zu allem übel auch irgendwie ein Plätzchen zum Zelten finden. Neben einem Sportplatz, von einer Strasse und einem Bach getrennt finde ich dann auch ein Plätzchen, das wenigestens so aussieht, als ob hier kaum Leute vorbeikommen. Ich schrecke doch immer wieder auf, wenn ich Jemanden in der Nähe des Zeltes höre. Ich befürchte irgendwie, dass man mich von hier vertreiben könnte. So geht es mir übrigens jedesmal beim Wildcampen, aber es kam eigentlich nie Jemand um mich zu verscheuchen oder so.

Am nächsten Morgen friere ich und alles ist feucht. Aber das Wetter hat sich gebessert und nach kurzem Haferflocken-Milchpulver-Zucker-Frühstück mache ich mich auf über den Pass, über MOnte Ceneri, nach Lugano. Die Strecke ist teilweise sehr steil, aber dank meiner Rohloff-Schaltung durchaus zu bewältigen.

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Richtung Lugano kurz vor Monte Ceneri

Bereits um 1100 bin ich auf der Passhöhe und jetzt geht es nur noch abwärts bis Lugano. Tannen weichen Palmen und man spürt allmählich das südländische Flair, was auch dem guten Wetter geschuldet ist. Ich bleibe auch hier nur kurz. Mehr als ein zwei Stunden brauche ich nicht um mir Lugano anzusehen.

Ich fahre bald weiter, eigentlich wollte ich mich auf den Hauptstrassen halten, aber das Navi führt mich immer wieder unnötige Steigungen hinauf. Der Höhepunkt ist dann in Mendrisio, wo es mich etwa einen Kilometer bei einer Steigung von 15% herauflotst. Durch enge Gässchen, an Hinterhöfen wo man Hühner in Garagen hält, quäle ich mich schiebend nach oben. 10 Meter schieben, 1 Minute Pause, wieder 10 Meter schieben.

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In Mendrisio

Oben angekommen, geht es dann erstmal auf gleicher Höhe weiter, aber als ich auf die eigentliche Abkürzungsstrecke fahren will steht da gross angeschrieben: Durchfahrt wegen Steinschlag verboten.

Na super!, Also wieder den Berg hinab und zurück auf die Hauptstrasse. Danach mache ich gut fahrt, und merke erst in Como, dass ich längst die Grenze zu Italien passiert habe.

Um den Comosee herum gibt es lustigerweise keine Campingplätze, die ganzen bewohnbaren Flächen an den Steilen Berghängen sind längst zugebaut.

Also weiter nach Süden. Ich finde schliesslich einen Weg, den mir das Navi als "Campsite" anzeigt. Jedoch hindert mich der zugewachsene Weg und ein grosses Schlagloch gefüllt mit Wasser daran weiterzugehen. Dummerweise kippt auch noch das Rad in eben jene Pfütze. Dumm nur, dass ich im Aussennetz Kekse, meine Jacke und Mütze hatte.

Ein kleiner Umweg führt mich dann auf eine Wiese, auf der ich denke, dass ich meine Ruhe haben werde.

Abends sitze ich dann zufrieden vor meinem Zelt, esse Pasta, trinke Kamillentee und bin völlig entspannt. Es ist eine Sternenklare Nacht und ich beschliesse sogar noch kurz ein paar Langzeitbelichtungen mit meiner Kamera zu machen, bevor ich schlafen gehe.

Nachtaufnahmne