Sevilla bis Fes 15.Nov2018

Ich warte nochmals eine Woche auf das Paket mut meinen Ersatzteilen. Ich gehe Salsa tanzen, flirte mit der Volontärin im Hostel und bearbeite Videos. Ich versuche eigentlich nur die Zeit totzuschlagen, aber ich will wieder zurück auf die Strasse!


Am Montag gehe ich auf das Post Büro und die erzählen mir auch noch, dass das Paket nochmals 10 Tage braucht. Ich wiederhole jetzt meine Wortwahl hier nicht.
Ich beschliesse am nächsten Tag abzufahren und tue das auch. Im Regen. Aber ich habe gute Laune, endlich wieder auf der Strasse. Nur der Gegenwind killt mich fast.w
Ich übernachte draussen und am nächsten Tag regnet es wieder. Ich habe mir den Wetterbericht angesehen und suche schon um 1400 nach einer Unterkunft. In einem Barladen werde ich fündig. Unterkühlt und durchnässt wird mir erstmal essen und was Warmes zu Essen hingestellt. Danach bekomme ich ein Zimmer für einen Bruchteil des eigentlichen Preises. Und ich bin froh darüber. Draussen regnet es wie in den Tropen.
Zu Abend esse ich in der Küche der Bar/Restaurant und während die Familie Hasen, Fasane und Hühner kocht, unterhalte ich mich mit der der Familie und esse meine Kartoffeltortilla.
Am Morgen gibt es noch Frühstück und eine Brotzeit zum Mitnehmen und dann bin ich auch wieder unterwegs. Ohne Regen zum Glück.
Schnell erreiche ich endlich Tarifa, der letzte Ort in Europa. Mit der Fähre und dem Zoll gibt es keinerlei Probleme und dann finde ich mich in Afrika, genauer gesagt in Tanger, Marokko wieder.

 

Hier ist alles fremd, es ist schon dunkel und ich muss Wlan finden, um mein Hostel zu finden. Ich bin froh, als ich es mittels eines Guides finde und dann erstmal durchatmen kann.
Jetzt bin ich in Afrika. Im Moment habe ich Kulturschock und habe eher Angst als Freude. Hier ist alles ganz anders al in Europa.
Abends um 21 Uhr sitze ich dann auf der Dachterrasse und während ich esse, unterhalte ich mich mit einer Frau aus Deutschland. Die Lichter der Stadt sind wunderschön und ich bin in mitten von Hausdächern, auf denen Leute wohnen.
Am nächsten Morgen, raus aus dem Hotel, Geldautomat finden, Brot kaufen, losfahren. Ich habe Mühe zwischen freundlichen Menschen die mit mir reden wollen und denen die nur Geld wollen zu unterscheiden. Darum bin ich erstmal vorsichtig.
Ich fahre, campe, fahre und passe mich langsam an dieses Land an. Es gibt kaum Zäune. Schafe und Esel grasen auf den kargen Weiden an den Hängen der Hügel, Wanderhirten mit nicht mehr als zwanzig Schafen, Leute die zu Fuss gehen und Wasser vom Brunnen holen, Müll der auf den Wiesen und in den Gräben liegt. Es geht mal hoch mal runter, Kinder und Frauen versuchen am Strassenrand das Bisschen, was sie haben zu verkaufen.
Ich beginne das Land zu lieben, die Leute Grüssen freundlich, sind hilfsbereit, interessiert und ich merke, dass ich keine Angst zu haben brauche. Ein einfaches Salam Aleykum und das Eis ist gebrochen. Liegt wohl auch daran, dass Fahrradfahrer hier offenbar einen guten Ruf haben, weil sie mehr Interesse an Land und Leuten haben, als normale Touristen.
Nach einem Tag Gebirge fahren, geht’s dann nochmal 5 Kilometer hoch nach Chefchouen, der blauen Stadt. Die Altstadt, ist in hellem blau gehalten und gibt tolle Fotomotive ab, und es gibt vieles zu entdecken. Zum Beispiel kleine Bäckereien, die einen riesen Holzofen haben, in dem das ganze Dorf seine Tachinen kocht oder versteckte kleine Läden. Überall wird mir Hasch oder Kiff angeboten. Die Berge um Chefchouen sind voll von Hanfplantagen. Als braver Schweizer Bürger, konsumiere ich natürlich nichts.
Auf dem Campingplatz treffe ich die erste Schweizerin seit Frankreich und jung und hübsch ist sie auch noch. Eveline hat viel Interessantes zu erzählen und ich freue mich auch wieder mal meine eigene Sprache zu sprechen. So fühle ich mich in Chefchouen Pudelwohl.
Als wir mit anderen Campern zusammen sitzen und rauchen und quatscehn, ich weiss den Kontext nicht mehr, sagt sie irgendwann, dass es nicht mehr besser sein kann. Irgendwie war das der Moment, in dem ich realisierte, dass es tatsächlich so ist. Das ist mir seitdem so geblieben. Ich freue mich seitdem ständig, dass alles so ist wie es ist, und tatsächlich. Jeder Tag ist gut und irgendwie werden die Tage und Erlebnisse trotzdem noch besser. Schätze ich habe da etwas wichtiges in meinem Leben gefunden.
Wieder auf der Strasse, treffe ich auf Jeanne, die mit ihrem Eingang Hollandrad von Frankreich hierher gefahren ist und wir beschliessen zusammen zu fahren. Auch sie, eine interessante Persönlichkeit mit viel Lebenserfahrung.
Wir fahren zusammen, regen uns über ihr schrottiges Fahrrad auf, übernachten mit drei anderen Bikern bei einer Marokkanischen Familie auf der Couch, wo es noch eine sehr gute Taina für uns gibt und wir riesen Spass haben, beim Arabisch lernen.
Eveline habe ich übrigens nochmal auf der Strasse mit ihrem Auto wiedergetroffen und ich hoffe dass das Schicksal das nochmals passieren lässt…
Schliesslich erreichen wir Fes. Als erstes sieht man nur alte Stadtmauern und Müll und dann einen Markt der ich an der Hauptstrasse entlangzieht. Wir fahren Richtung Zentrum, und von oben, sieht man die ganze Stadt. Wow ist die riesig. Von Horizont zu Horizont kann man Zivilisation sehen.
Wir brauchen eine ganze Weile bis wir zu unseren Couchsurfing Hosts gelangen.
Jeannes Host ist Amine, ein herzensguter Kerl der uns nicht nur in seinem winzigen Sandwichshop verpflegt und die Fährräder flickt, sondern auch noch ein guter Gesprächspartner ist. Er hat nicht viel und studiert neben dem Arbeiten, aber er nimmt sich Zeit für uns und teilt das wenige was er hat mit grosser Freude.
Hamza, mein Host, ist Fotograf und zeigt uns Nachts noch vom Burj Nord, von dem man die ganze Stadt sieht, wie man dort am besten Fotografiert. Mit seiner Familie zusammen essen wir gemeinsam am Runden Tisch Couscous, alle aus der gleichen Grossen Schüssel. Sein Onkel erklärt uns viel über die Kultur und Gewohnheiten in Marokko und dem Islam. Die Scorpions, seine Lieblingsband bringen uns dann schliesslich auf das Thema Musik.
Nach dem Abschied finden wir dann mit Ach und Krach das Hostel für die Nächsten zwei Nächte.
Dann ist Sightseeing angesagt. Es braucht meisterhafte Orientierungskentnisse um sich in den Gassen der Märkte zurechtzufinden. Man sieht keine Anhaltspunkte nur hohe Gassen und ab und zu mal einen Platz unter freiem Himmel. Die Märkte quellen über von allem, was Arabien zu bieten hat. Handwerkskunst, Leder, Telephone, Essen in allen Formen, Kleidung, wirklich alles. Man könnte Jahre hier verbringen und immer noch neues entdecken.
Schliesslich landen wir auch bei den Gerbereien, für die Fes berühmt ist und für einen kleinen Obolus darf ich dann auch nach Herzenslust fotografieren. Als der Guide dann aber immer mehr will, hauen wir schliesslich ab.
Ich schätze um ganz Fes zu sehen und kennenzulernen braucht man tatsächlich zwei ganze Wochen.